Im Zuge der Diskussion über geeignete Maßnahmen angesichts des drohenden oder schon bestehenden Lehrermangels wird als eine solche die Abschaffung des Zwei-Fächer-Prinzips oder zumindest die Erleichterung des Einstiegs in den Beruf mit nur einem Unterrichtsfach vorgeschlagen, zuletzt von der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin.
Wer das fordert, sollte sich über mögliche schulorganisatorische Folgen im Klaren sein, die gerade in einer Mangelsituation besonders zum Tragen kommen, vorzüglich wenn Fächer betroffen sind, die mit eher weniger Stunden unterrichtet werden: Der Ein-Fach-Lehrer eines „Nebenfaches“ wie beispielsweise Musik vereinnahmt mit seinem vollen Deputat so viele Lerngruppen, dass diejenigen Kollegen, die dieses Fach neben ihrem korrekturintensiven „Hauptfach“, zum Beispiel Deutsch, unterrichten, überproportional in diesem eingesetzt und belastet werden.
Überhaupt wird die Unterrichtsverteilung aufgrund der fehlenden Flexibilität erschwert. Das gilt genauso für die Erstellung des Stundenplans. Je mehr Lehrkräfte dieser Art es an einer Schule gibt, desto wahrscheinlicher wird es, dass es bezüglich der Verteilung und des Stundenplans zu Härten für die übrigen Lehrkräfte und letztlich auch für die Schüler kommt. Fällt der Ein-Fach-Lehrer krankheitshalber längere Zeit aus, ist dies außerdem viel schwerer zu kompensieren. Abgemildert werden könnten diese Effekte durch eine „Überversorgung“ mit Lehrkräften, die aber gerade eben nicht in Sicht ist und aus fiskalischen Gründen auch niemals angestrebt wurde.
Für heute nur angedeutet werden soll, dass es auch andere als rein organisatorische Gründe dafür gibt, in mehr als einem Unterrichtsfach ausgebildet zu sein: So ist der Einsatz in einer Lerngruppe mit beiden Fächern die einfachste Möglichkeit zum fächerübergreifenden Unterricht, der Ende der 1990er Jahre als eines jener überbetonten „Allheilmittel“ wie eine Sau durchs Dorf getrieben worden ist, es bis in die Lehrpläne geschafft hat, aber als eine Maßnahme neben anderen durchaus sinnstiftende Verknüpfungen ermöglicht.