Als kleiner, aufstrebender Bildungsexperte hat man es nicht leicht: Man bekommt nicht so einfach ein großes Forum wie manch ein vermeintlicher Bildungsexperte, wie Andreas Schleicher zum Beispiel. Wie ein Hund beim Gassigehen an jeder Ecke anhält, sein Beinchen hebt und etwas anderes als seinen Senf abgibt, so sondert der "Erfinder" und Leiter der PISA-Studien regelmäßig etwas zu Bildungsfragen ab. So inkontinent zu sein, wollte auch ich mir die Mühe geben, habe es aber zeitlich bisher - noch - nicht hinbekommen.
Heute lese ich auf der Seite der Frankfurter Rundschau: "Pisa-Studienleiter attackiert deutsche Lehrer: 'Kein Bildungssystem kann besser sein als seine Lehrkräfte'" und: Das "Unterrichtsdesign [müsse] kreativer, interessanter und spannender" werden. Außerdem sollten Lehrerinnen und Lehrer "nicht nur als Wissensvermittler, sondern auch als Coach, Mentor und Sozialarbeiter" auftreten.
Keine Bildungsstudie kann besser sein als ihr Erfinder. Und was hat uns PISA gebracht? In Kürze: Eine unselige Fixierung auf fragwürdige Testergebnisse und eine neoliberale Output-Orientierung, die von einem sehr eingeschränkten und damit falschen Verständnis von Bildung ausgeht. Durchgesetzt werden sollen die vermeintlichen Erkenntnisse der PISA-Studien mit Aussagen wie den oben zitierten. Ich greife da für heute nur einmal die Behauptung auf, Lehrkräfte würden sich nur als Wissensvermittler verstehen. Schon zu meiner Schulzeit - und die ist schon Jahrzehnte her - ging es nie allein um reine Wissensvermittlung, sondern immer um mehr, um Erkenntnis nämlich, um Mitredenkönnen und Beurteilenkönnen und darum, etwas selbst anwenden zu können. Darüber hinaus haben Lehrer einen Erziehungsauftrag und erfüllen diesen auch tagtäglich.
Herr Schleicher dagegen ist seit Jahren damit beschäftigt, seinen eigenen Job zu legitimieren. Längst gibt es Forderungen nach seinem Rücktritt und auch deutliche öffentliche Kritik an dem, was er anrichtet, wie zum Beispiel in diesem offenen Brief. Und das wäre überhaupt einmal eine Frage wert: Welche negativen Erscheinungen im Bildungsbereich, die in den letzten Jahren auftraten, lassen sich auf Veränderungen zurückführen, die durch die PISA-Studie samt "PISA-Schock" überhaupt erst in Gang gesetzt wurden?